2018-07-14  Rotterdam

58ter TagAbfahrt09:09Distanz34,72kmHm ↑211m
46te EtappeAnkunft10:58Insgesamt4837,88kmHm ↓209m

Ich hatte überraschend gut geschlafen in meiner fensterlosen Kabine auf der Fähre. Der Seegang war (soweit ich das mitgekriegt habe) nicht besonders stark. Da störten schon mehr die Vibrationen des Schiffs. Aber selbst die konnten mich nicht von meinem mehr als verdienten Schlaf abhalten (nach einer Etappe von 133km).

Morgens gab’s ausnahmsweise kein selbst zubereitetes Müesli auf dem Zimmer, sondern ganz konventionell Frühstücksbuffet in einem der Bordrestaurants. War zwar nicht umwerfend, aber ich wurde trotzdem satt (hauptsächlich dank Porridge).

Etwa 8:30 fuhren wir in den Rotterdamer Hafen ein. Der erste Eindruck so wie man sich den größten Hafen Europas vorstellt.

Europoort

Pünktlich um 9:00 hatte die Fähre angelegt und wir konnten (wieder ganz unkompliziert radelnderweise) das Schiff verlassen. Ich fuhr nun zuerst nach der mit OSMAND ermittelten Route nach Rotterdam. Aber schon bald folgte ich nur noch der exzellenten Beschilderung. Das war ein Unterschied wie zwischen Tag und Nacht. In UK wenn überhaupt, dann nur Radwege in miserablem Zustand und garnicht oder unzureichend beschildert. In den Niederlanden Radwege überall mit seidenweich zu befahrendem Belag, die Beschilderung vorbildlich.

Die Strecke bis zu Jans Apartment (meinem Warmshowers-Gastgeber) war knappe 35km lang. Davon sicher 30km nur durch Hafen- und Industrieanlagen. Das sah dann so aus.

Radweg und Raffinerie

Zum Schluss fuhr ich sogar durch den Maas-Tunnel. Das ist ungefähr so wie in Hamburg. Man fährt mit einem Aufzug einige Dutzend Meter unter die Erde und dann geht es durch eine lange Röhre zuerst leicht abwärts und dann wieder entsprechend bergauf. Am Ende geht’s mit dem Aufzug wieder an die Erdoberfläche.

Kurz vor 11 Uhr kam ich bei Jan an. Die Wohnung war eher ein Loft. Eine ganze Etage mit direktem Zugang mit dem Aufzug. Riesige Zimmer, alles spärlich aber geschmackvoll und originell eingerichtet. Er war ganz unkompliziert. Er händigte mir die Schlüssel für seine Wohnung aus und zeigte mir das Wichtigste. Er erlaubte mir auch, später die Waschmaschine zu benutzen. Das ermöglichte es mir, während meines Sight-Seeings in Rotterdam zivile Klamotten tragen zu können (statt der bereits vollgeschwitzten Radlklamotten).

Ich duschte mich schnell, zog mich um und machte mich auf den Weg Richtung Rotterdam Downtown. Die Stadt machte sofort einen sympathischen Eindruck auf mich. Das Wetter war bombig. Wegen des gerade stattfindenden North-See-Jazz-Festivals spielten an vielen Orten Jazz-Musiker. Es gibt (gerade in der Innenstadt) nur sehr wenig Bausubstanz aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg. Das Meiste haben die Deutschen zerbombt. Dort wurde in den Jahrzehnten danach viel moderne Architektur errichtet. Aber ein (meiner Meinung nach) ausgewogenes Maß zwischen der üblichen (eher protzigen) Business-Architektur und originellen Wohn- und Zweckbauten. Hier zum Beispiel die Stirnseite der Markthalle.

Markthalle

Außen herum eine Schale mit Wohnungen. Innen drin eine große Halle

Markthalle innen

die reichlich Platz für allerlei Lebensmittelläden und Gastronomie bietet. Ein paar hundert Meter weiter die berühmten Kubus-Wohnhäuser.

Kubus-Wohnhäuser

Hier von der anderen Seite. Im Vordergrund der alte Hafen mit historischen Schiffen

Alter Hafen

So streifte ich weiter durch die Innenstadt. Hier der vor noch nicht allzu langer Zeit eröffnete Hauptbahnhof Centraal.

Centraal

Davor (auf dem Bild leider nicht zu erkennen) spielte ein Gruppe schwarzer Musiker etwas, was ich als jazzige Lounge-Musik bezeichnen würde. Fand ich ziemlich passend für dieses kühle Gebäude. Hier die Erasmus-Brücke mit den drei originellen Hochhäusern daneben.

Erasmus-Brücke

Ich machte mir zum Abschluss sogar die Mühe mit der Metro ein paar Stationen nach außerhalb in den Delfshaven zu fahren, in dem die historische Bebauung erhalten geblieben ist.

Delfshaven

Von da ging ich zurück zu Jans Apartment. Auf dem Weg kaufte ich noch Lebensmittel für das Frühstück und die kommenden Brotzeiten ein. Und ich ging in einen Barber-Shop, um mir endlich mal wieder die Haare schneiden zu lassen. Das sah dann gleich wieder viel besser aus. 4,5 Stunden war ich unterwegs. Das reichte mir!

Jan war (wie beim Check-In angekündigt) nicht zu Hause. Ich duschte, schmiss meine Sachen in die Waschmaschine und begann für die nächsten Tage zu planen. Als ich damit fertig war ging ich zu einem Inder Abendessen. Zurück im Apartment fing ich gerade damit an, den Blog-Eintrag für den Tag zu schreiben, als Jan zurück kam. Der unausgesprochene Deal bei den meisten Warmshowers-Gastgebern ist, dass man sich gegenseitig ein bisschen was erzählt (z.B von seinen früheren Touren). Also unterbrach ich sofort meine Arbeit an dem Blog und setzte mich zu Jan an den Esstisch. Wir quatschten dann angeregt mehrere Stunden bis ich kurz vor 23 Uhr aufgrund akuter Müdigkeit abbrechen musste. Der Blog-Eintrag wurde nicht mehr fertig an diesem Tag.