52ter Tag | Abfahrt | 07:43 | Distanz | 125,16km | Hm ↑ | 1107m |
40te Etappe | Ankunft | 15:32 | Insgesamt | 4205,24km | Hm ↓ | 1009m |
Wie am Abend vorher schon befürchtet war das Wetter am Morgen grau und regnerisch. Ich stellte mich mental auf einen Regentag ein. Außerdem wusste ich, dass ich den ganzen Tag irgend welchen A-Straßen folgen musste. Ich rechnete also auch mit viel Verkehr. Aber es kam ganz anders…
Etwa 7:45 fuhr ich los. Schon nach wenigen Kilometern setzte ein Nieselregen ein, der mich dazu zwang die Regenjacke anzuziehen. Aber nach nicht mal 10 Minuten war der Regen wieder vorbei und ich war froh die Jacke wieder ausziehen zu können.
Ich folgte also zuerst der A82 Richtung Nordwesten. Auf den Wegweisern stand immer nur etwas von Inverness und Great Glen, so dass ich schon an meiner Routenplanung zu zweifeln begann. Aber nach knapp 20km kam die Abzweigung auf die A86 Richtung Westen. Hier war nun auch Perth ausgeschildert, von dem ich wusste, dass es auf meiner Route hinter dem Tagesziel Pitlochry kommen würde. Der Verkehr war wirklich mäßig. Ich führte das zuerst auf den Sonntag und die frühe Tageszeit zurück. Aber die Situation änderte sich auch nach Stunden nicht.
Ich fuhr also auf einer wenig befahrenen, gut ausgebauten Hautpstraße mitten durch die Highlands und es regnete nicht! Um den Genuss noch perfekt zu machen wurde ich von einem strammen Westwind angeschoben.
Nach etwa 30 Kilometern kam ich an Tulloch Station vorbei. Hier war ich schon mal vor fast 35 Jahren auf meiner Interrail-Reise mit Rudi Mathe. Wir haben damals den unserer Meinung nach abgelegensten Bahnhof in den Highlands ausgesucht, sind da ausgestiegen und haben im nördlich gelegenen Berggelände ein paar Tage wild campiert und sind da ein bisschen gewandert. Was mir u.a. in Erinnerung geblieben ist, war die Telefonzelle am Highway mitten im Nirgendwo. Und tatsächlich
die Telefonzelle steht noch immer da! Den Wald im Hintergrund gab es damals nicht. Das war alles Heide. Im Bahnhofsgebäude von Tulloch Station (in dessen Windschatten wir damals eine Suppe heiß gemacht haben, bevor wir aufgebrochen sind) ist jetzt ein Hostel.
War die Strecke bis dahin kontinuierlich, aber mäßig angestiegen, so ging es ab hier fast eben weiter. Zuerst kam ein lang gestreckter Stausee und dann der natürliche See Loch Laggan. Hier der Blick zurück nach Westen über den Loch Laggan, den ich an der Stelle gerade hinter mir gelassen hatte.
Ich überwand einen kleinen Sattel und bog rechts auf die A889. Ab hier verlief die Route nun eher Richtung Süden. Es kamen die einzigen richtig üblen Steigungen des Tages. Hier ein letzter Blick nach Nordosten auf das Tal des River Spey und die dahinter liegenden Berge.
Ab hier ungefähr riss die Wolkendecke auch zunehmend auf. Es ging wieder steil bergab, bevor die A889 bei Dalwhinnie in die stark befahrene A9 mündete. Aber ich machte mir keine großen Sorgen deswegen, weil ich wusste, dass genau ab der Einmündung auch ein paralleler Radweg existierte.
Aber o-weh! Der Radweg verdiente fast nicht seinen Namen. Über weite Strecken war das ein vor vielen Jahren billig angelegtes Asphaltband, das inzwischen zu Schotter zerbröselt war. Außerdem verlief der Weg nicht so schön nivelliert, wie die A9, sondern es ging immer wieder mal unvermittelt steil bergauf und kurz danach wieder steil bergab. Das ganze gewürzt mit ein paar Wildgattern und engen Brücken. Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich auf die A9 ausgewichen. Aber die war durch Leitplanken und steile Böschungen unerreichbar.
Irgendwo hier entschloss ich mich auch dazu, endlich die Sonnencreme aufzutragen, so sonnig war es inzwischen geworden.
Der miserable Radweg ging so bis zum höchsten Punkt der Strecke, dem Drumochter Pass. Ich hätte gerne ein Photo von mir vor dem Schild dort gemacht, aber dazu hätte ich die A9 überqueren müssen. Das war mir zu heikel. Irgendwie hatte ich an dieser Stelle das Gefühl, dass hier die Heimfahrt beginnt.
Ab hier war der Radweg etwas besser - zumindest nicht mehr so zerbröselt. Und es ging stetig bergab.
Ein paar Kilometer hinter dem Pass machte ich endlich Mittagspause. Da waren es schon 87 Kilometer.
Der Radweg hatte schon zuvor sporadisch die Überbleibsel der alten Fernstraße benutzt. Jetzt wurde das irgendwann zum Dauerzustand, was (zusammen mit dem Gefälle) ein sehr komfortables Vorankommen ermöglichte.
Zum Schluss ging es auf der wenig befahrenen B8079 bis nach Pitlochry. Noch bevor ich zur Jugendherberge kam, kehrte ich beim örtlichen Co-Op ein, um Nahrungsmittel fürs Frühstück und für die nächsten Brotzeiten zu besorgen. Um 15:30 kam ich bei der Jugendherberge an. Die Rezeption öffnete aber erst um 16:00. Das war aber nicht weiter schlimm, weil ich in der Zwischenzeit schon mal meine Taschen von Rad nehmen konnte und das WLAN im Haus benutzen konnte.
Pitlochry ist eine sehr touristische Kleinstadt.
Ich hörte ungewöhnlich oft Deutsch auf der Straße. Zum Abendessen ging’s mal wieder zum Inder. Mal wieder musste ich feststellen, dass wenn man in Großbritannien bei Inder was Scharfes bestellt (z.B. Jalfrezi), dann ist das auch wirklich scharf.