23ter Tag | Abfahrt | 08:41 | Distanz | 109,96km | Hm ↑ | 687m |
15te Etappe | Ankunft | 16:22 | Insgesamt | 1760,85km | Hm ↓ | 709m |
Ich hatte mit Francois vereinbart, dass er und seine Freundin ausschlafen wollten, er aber um 8:30 aufstehen wollte, um mich zu verabschieden. Kein Problem. Ich war wieder um 6:00 wach und erledigte in aller Ruhe meine Morgen-Routine - inkl. Routen-Planung beim Frühstück.
Ich sollte auch noch dazu sagen, dass ich mich endlich mal wieder ausgeschlafen fühlte. Bereits um 22:45 ins Bett gehen, statt erst um 0:00 macht einiges besser
Leider hat Francois dann verschlafen. (Er hat sich am Abend in einer Nachricht über warmshowers entschuldigt. Er hatte seinen Wecker versehentlich auf 9:30 gestellt.) Um 8:40 war ich startklar und wollte auch nicht länger warten. Ich hinterließ eine kurze Nachricht und fuhr los.
Am Vorabend hatte mir Francois zu einer Stadtbesichtigung von Caen geraten und mir auf so einem Touri-Stadtplan die seiner Meinung nach wichtigsten Stationen gezeigt. Ich schaffte es auch noch aus dem Gedächtnis seiner Anleitung zu folgen, wie man in die Innenstadt kommt und wie man in die Burg hinein kommt. Die Burg ist ziemlich groß und sehr alt. So sieht sie größtenteils auch aus.
Auf dem großen Innenareal gibt es zwei Museen, die es sicher wert gewesen wären, besucht zu werden. Aber dafür hatte ich keine Zeit. Ich suchte dann noch die beiden von Francois empfohlenen Kirchen Abbaye aux Hommes und Abbaye aux Dames. Erstere fand ich garnicht bzw. verwechselte sie mit einer anderen Kirche. Zweite sah ich in einigem Abstand, hatte aber keine Lust die steile Straße da hoch zu fahren. Somit war der Plan Kurzbesichtigung von Caen ziemlich gescheitert. Die unter Denkmalschutz stehenden Neubauten aus den 50er Jahren, die die zerbombten Viertel südlich der Altstadt aufgefüllt haben, fand ich allerdings nicht so toll. Die nicht zerstörte Altstadt ist aber recht hübsch.
Ich folgte dann dem Rat von Francois und fand den Radweg nach Ouistreham.
Ouistreham ist quasi der Meereszugang von Caen. Hier traf ich also endlich auf das Meer.
Diesen erhabenen Moment habe ich dann auch noch mit einem Selbstauslöserfoto dokumentiert.
Von hier an folgte ich (mehr oder weniger) der Küste nach Westen. Am Anfang fuhr ich noch auf der Uferpromenade. Aber schon nach ein paar Kilometern in Lion-sur-Mer war damit Schluss und ich musste auf die D514 ausweichen. In Courseulles-su-Mer versuchte ich nochmal eine Strecke mit Seeblick zu finden. Was ich fand war eines des vielen Museen / Gedenkstätten, die sich mit der Landung der Alliierten in der Normandie am 1944-06-06 befassen. Der Jahrestag war gerade mal drei Tage her, was noch gut zu erkennen war.
Überhaupt verfolgt einen auf dieser Route der D-Day auf Schritt und Tritt. Ich hatte insgesamt den Eindruck, dass das auch viel mit Kommerz zu tun hat. Jede Gemeinde will ihren Anteil am D-Day-Tourismus haben. Der ganze Ort Arromanches-sur-Baines
steht im Zeichen des D-Day-Tourismus. Angefangen bei einem 360-Grad-Panorama-Multimedia-Erlebnis-Irgendwas (Arromanches 360) bis zu Militaria-Läden im Ort. In irgend einem späteren Ort (Name vergessen) gab es ein privat betriebenes D-Day-Museum, das mit reißerischen Graffitis auf der Front auf sich aufmerksam machte. Und so ging das bis Isigny-sur-Mer. Wie die meisten Orte auf meiner Route war dieser noch festlich geschmückt für die Militär-Paraden am 6. Juni.
Hinter Longues-sur-Mer machte ich Mittagspause. Etwas früher als die Tage zuvor. Ich hatte die Konditions-Bananen am späten Vormittag weggelassen. Während der Pause kühlte es empfindlich ab und das erste Mal auf meiner Reise begann ich zu frieren. (Bisher war eher schwüles Wetter und Schwitzen angesagt.) Ich zog meine Softshell-Jacke an. Genau am Ende meiner Rast begann es leicht zu regnen. Insofern war der Zeitpunkt meiner Mittagspause gar nicht so schlecht gewählt. Ich fuhr los, aber innerhalb weniger Minuten war der Regen so stark, dass ich schleunigst eine Unterstellmöglichkeit suchen musste und dort die Softshell-Jacke gegen die Regenjacke tauschte. So fuhr ich das erste Mal auf dieser Reise bei richtigem Regen. Zum Glück dauerte diese Regenphase nur eine gute Stunde. Es reichte aber, um alles einzusauen.
Ich hatte am Vorabend drei Gastgeber auf warmshowers.org kontaktiert. Am Morgen hatte ich von einem bereits eine Absage. Ich plante in der Früh meine Route also so, dass ich evtl. noch bei dem einen von den beiden verbliebenen unterkommen könnte, falls er sich im Laufe des Tages doch noch melden sollte. Als Fallback hatte ich eine Übernachtung in Carentan geplant. Hotels gab es da genug. Leider erfüllt sich meine Hoffnung nicht. Der Gastgeber meldet sich nicht mehr. Also musste ich auf Plan B (Übernachtung in einem Hotel in Carentan) ausweichen. Ich telefonierte 5 Optionen durch. Immerhin war überall etwas frei. Zwischen 39€ und 105€ war alles geboten. Ich habe mir dann die beiden billigsten Hotels von außen angesehen und mich tatsächlich für das billigste Angebot entschieden. Weil sie den Schlüssel für Zimmer 7 nicht fanden, haben sie mich auf Zimmer 4 umgelegt. Das kostete sogar nur 30€. Aber es ist winzig. Es könnte auch sauberer sein. Ich war froh, dass ich das Schwammtuch dabei habe, das eigentlich dazu gedacht war, das Zelt auswischen zu können, bevor ich es wieder zusammen lege. You get what you pay for.
Ich war dann schnell noch beim Lidl um die Ecke und habe Lebensmittel für Abendessen und Frühstück auf dem Zimmer besorgt. Ich will gar nicht wissen, was für ein Frühstück die hier für 7€ anbieten. Außerdem gibt es das Frühstück am Wochenende erst um 8:00. Da ist mir mein eigenes Frühstück um 7:00 mit Müesli von Lidl 10mal lieber.
Die heutige Etappe ist wohl eine beliebte Strecke für Radreisende. Seit Mulhouse war mir kein einziger Radler mit schwerem Gepäck begegnet. Heute gleich so um die 10.