22ter Tag | Abfahrt | 08:55 | Distanz | 117,26km | Hm ↑ | 887m |
14te Etappe | Ankunft | 17:06 | Insgesamt | 1650,89km | Hm ↓ | 992m |
Diese Nacht hatte ich endlich mal wieder gut geschlafen - aber leider zuwenig. 2 Stunden mehr hätten es schon sein können.
In der Früh war draußen leichter Nebel. Aber es sah so aus, als ob der sich bald auflöst und ungehemmten Sonnenschein Platz macht. Wie sich später heraus stellen sollte, war dem nicht so. Bis weit in den Nachmittag hinein hielt sich der (Hoch-) Nebel. Das führte einerseits zu angenehmen Radfahrwetter. Andererseits war es auch wieder sehr dunstig, so dass es eigentlich unmöglich war schöne Landschaftsaufnahmen zu machen. Deshalb heute nur sehr wenige Bilder.
Ich checkte meine Emails. Tatsächlich hatte sich ein Gastgeber von warmshowers.org auf meine Anfrage gemeldet. Während des Frühstücks auf dem Zimmer machte ich mir noch Gedanken, wo ich am Samstag hinfahren könnte. Entweder weiter nach Westen Richtung Granville (zu weit weg) oder mehr nach Norden in die Halbinsel Contentin. Ich kam zu keiner Entscheidung.
Obwohl ich schon recht früh wach war und auch zeitig gefrühstückt hatte kam ich doch erst um kurz vor 9 Uhr los. Die ersten Kilometer ging es wieder auf einer ehemaligen Bahnstrecke dahin. (In Frankreich heißen die wohl durchgängig voie vert.)
Diese Strecke war allerdings nicht ganz so toll, weil offensichtlich schon etwas älter und die Bäume am Rand anfingen ihre Wurzeln unter den Asphalt zu schieben, was zu vielen unangenehmen Bodenwellen führte. Zweiter Nachteil: An Kreuzungen mit Straßen (also den ehemaligen Bahnübergängen) hatte man Umfahr-Hindernisse für die Radler aufgestellt. Wohl in der Absicht, dass diese abbremsen. Ich halte solche Konstruktionen für ausgemachten Schwachsinn, weil die Hindernisse die volle Aufmerksamkeit erfordern und eine frühzeitige Konzentration auf die kreuzende Straße verhindern.
Kurz nachdem ich die Autobahn E402 unterquert hatte verließ ich die Bahnstrecke und schon hatte ich mit der ersten Steigung zu kämpfen. Die war z.T. so steil, dass ich schieben musste. Es ging dann auch gleich wieder steil bergab hinunter nach Brionne. Der innerste Stadtkern wirkte recht hübsch. Im Ort überquerte ich das Flüsschen Risle. Kurz danach ging es wieder ordentlich bergauf.
Die Landschaft war hier recht ansprechend. Mehr Hügel, mehr Wälder, mehr Kühe.
Der nächste erwähnenswerte Ort war Moyaux. Hier aß ich 2 Bananen, die bei der Rüttelei auf der Bahnstrecke doch arg gelitten hatten. Der Ort hatte einen recht hübschen Ortskern.
Außerdem hatte er eine ganz schiefe Kirchturmspitze.
Ungefähr ab hier fiel mir auf, dass es jetzt auch Apfelplantagen zu sehen gab und dass auf Schildern immer wieder auf den Verkauf von Cidre und Calvados hingewiesen wurde.
An einer winzigen Nebenstraße in der Nähe von Fauguernon stand plötzlich ein prächtiges Schloss: Chateau de Combray. Gehört jetzt zum Pasteur-Institut. Leider kam ich nicht richtig ran. Das Bild wurde mit einem 150mm Tele (entspricht 300mm Kleinbild) geschossen. Daran erkennt man auch, wie diesig es zu diesem Zeitpunkt auch noch war.
Bald darauf galt es das Tal der Touque zu bewältigen. Kleiner unbedeutender Fluss, aber lange und steile Steigungen. Oben angekommen wurde die Landschaft wieder langweiliger.
Gegen 13:30 machte ich endlich Brotzeit auf der Bank unterm Jesus. Der Platz war gar nicht so schlecht. Immerhin im Schatten. Ich ließ mir Zeit mit der Mittagspause, weil Francois (mein Gastgeber in Caen) mir mitgeteilt hatte, dass er erst ab 17:00 zu Hause sein würde. Während der Mittagspause riss die Wolkendecke dann doch noch auf und es wurde sehr schnell schwül-heiß. Außerdem begannen die sich die Reste der Wolkendecke recht schnell zu Gewitterwolken aufzutürmen.
Kurz vor Léaupartie gab es ein letztes heftiges Gefälle. Die Straße war leider recht eng und unübersichtlich, so dass ich viel bremsen musste und die Felgen unangenehm heiß wurden. Ab hier ging es auf z.T. winzigen Nebenstraßen durch eine Ebene bis Caen. Erst kurz vor Caen ließ ich die Gewitterwolken hinter mir und es war nur noch sonnig.
Kurz vor Caen kaufte ich noch ein paar Lebensmittel für Abendessen und Frühstück ein, weil Francois in seinem Profil auf warmshowers erwähnt hatte, dass er seine Gäste nicht bekocht (aber die Küche benutzt werden kann).
Um 17:05 kam ich bei Francois’ Haus an. Er ist Englisch-Lehrer, was mich freute, weil ich nun endlich mal wieder eine Unterhaltung führen konnte, die den Namen verdient. Nach Duschen und Wäschewaschen machte ich mir zum Abendessen wieder Pasta mit Tomatensauce und Thunfisch. Eine Riesen-Portion, die ich wider Erwarten tatsächlich komplett verdrückte. Francois verließ gegen 19:00 das Haus, um sich mit seiner Freundin zu treffen und mit ihr zusammen einen Tango-Argentino-Kurs zu halten. Ich fand es erstaunlich, dass er mich so alleine in seinem Haus ließ.