7ter Tag | Abfahrt | 08:18 | Distanz | 76,97km | Hm ↑ | 1698m |
6te Etappe | Ankunft | 16:05 | Insgesamt | 573,60km | Hm ↓ | 1112m |
Boah ey, war das heute anstrengend! Wie schon angekündigt bin ich (ein Stück) der Route des Cretes gefahren. Diese beginnt in Uffholz und steigt zuerst gute 600Hm bis zum Hartmannswillerkopf, um dann nach einer kurzen Gefällstrecke vom Col Amic nochmal gute 400Hm bis zum Pass am Grand Ballon anzusteigen. Und diese zwei Anstiege sind konstant steil (7% bis 8%).
Aber der Reihe nach:
Heute bin ich endlich mal zeitig losgekommen (8:20). Das war mir auch wichtig, weil ich nicht wusste wie viel Zeit ich für die langen Anstiege der Route des Cretes brauchte und wie viel Zeit ich mir für das Schlachtfeld am Hartmannswillerkopf nehmen wollte.
Es hatte in der Nacht leicht geregnet und der Himmel war bedeckt, sodass ich damit rechnen musste auch mal im Regen zu fahren.
Ich fuhr also nach der am Vortag geplanten Strecke aus Mulhouse heraus bis nach Uffholz. Das war noch schön flach. Ich bemühte mich möglichst gut in einen gleichmäßigen Tritt zu kommen und möglichst ökonomisch zu fahren. Wie erwartet ging es dann ab Uffholz mächtig bergauf. Während meines Aufstiegs haben mich immer wieder Rennradler überholt. Aber die tun sich auch leicht(er), dürften sie doch so ungefähr 20km weniger Gesamtgewicht auf die Waage bringen. Ich musste mich schon recht plagen. Ich fuhr fast immer im ersten Gang, d.h. wenn es mir subjektiv zu steil wurde konnte ich nicht mehr runterschalten, sondern musste das mit zusätzlicher Kraft kompensieren.
Ungefähr 100Hm unterhalb des Hartmannswillerkopf musste ich das erste mal schieben. Das mit der Extra-Kraft wollte nicht mehr so recht funktionieren. Ich war froh, als ich endlich bei der Gedenkstätte oben angekommen war.
Ich schloss mein Radl an, nahm meine Lenkertasche mit den Wertgegenständen mit, zog sicherheitshalber noch die Softshell an und packte die Regenjacke ein. Zu diesem Zeitpunkt (ca. 11:00) waren die Berge auf dieser Höhe noch in Wolken und es war recht frisch. Aber innerhalb der nächsten 30 Minuten riss es auf.
Ich zog also los und besuchte zuerst die Nekropole.
An diesem Platz starben insgesamt etwa 30.000 Deutsche und Franzosen, ungefähr weitere 30.000 wurden verwundet oder gerieten in Gefangenschaft.
Daran anschließend gibt es einen Rundgang über das ehemalige Schlachtfeld. Es sind noch überraschend viele Gräben und Anlagen erhalten.
Das ganze Gelände ist zerfurcht und zernarbt. Aber eigentlich ist es heute ein friedlicher Ort mit seinem seit fast 100 Jahren ohne menschliche Eingriffe entstandenen Mischwald. Es gibt interessante Info-Tafeln, auf denen neben der Erklärung der jeweiligen Lokalität auch noch chronologisch die Ereignisse dieses Schlachtfelds aufgelistet sind und dazu noch Aussagen von Zeitzeugen. Leider waren die Details zu den Ereignissen oft nicht verständlich weil auf Ortsbezeichnungen Bezug genommen wurde (“Silberloch”, “Bischofsmütze”, …) die nirgends erklärt waren. Eine Karte auf jeder Info-Tafel hätte nicht geschadet.
Zusammen mit dem Dokumentations-Zentrum (Historial) hätte ich locker 5 bis 6 Stunden an diesem Platz verbringen können. Ich zog bereits nach knapp 2 Stunden weiter. Auf halber Strecke hinunter zum Col Amic fand ich eine Bank für die Brotzeit. Inzwischen war es so sonnig, dass ich auch die Sonnecreme auflegen musste. Nach der Brotzeit (zu der ich natürlich auch was getrunken habe) bahnte sich Wasserknappheit an. Von den 2 Litern mit denen ich aufgebrochen war, war nur noch ein halber Liter übrig. Ich hielt also nach Brunnen oder ähnlichem Ausschau. Leider ohne Erfolg.
Ab dem Col Amic ging es dann nochmal gute 400Hm nach oben. Weil ich nicht mehr so frisch war (und wahrscheinlich wegen beginnender Dehydrierung) tat ich mir hier noch schwerer. Auf den letzten 3,5 Kilometer ging ich zu der Strategie über immer ein paar 100m zu schieben und dann wieder ein paar 100m zu fahren. Während dem Schieben wurden andere Muskeln beansprucht, so dass anschließend wieder Fahren möglich war.
War ich froh, als ich endlich oben ankam. Es tat sich eine wunderbare Aussicht auf die Rheinebene und dahinter den Schwarzwald auf.
Ich trank nur ein paar Schlucke und fuhr weiter. Von hier aus ging es erstmal ein kurzes Stück steil bergab und dann auf fast 25km bergauf und bergab (ondulierend). Beim Hotel Wolf kurz hinter dem Skizentrum Le Markstein sah ich einen Wasserhahn am Haus - und es kam sogar Wasser raus! Ich glaube ich habe über einen Liter in mich hinein geschüttet. Dazu habe ich noch meine Wasserflaschen aufgefüllt. Mit einer Sorge weniger ging es weiter über die Gipfel der Hochvogesen. Schön ist es da!
Ab dem Col de la Schlucht gab es die Belohnung für all die Strapazen. Mit bis zu 65km/h rauschte ich ins Tal hinunter bis kurz vor Le Valtin, wo ich ins Hotel Le Vétiné eincheckte.
Hier ist es prima. Sehr ruhig. Großes, helles Zimmer. Das Abendessen war auch recht lecker (auch wenn es etwas mehr hätte sein können).