65ter Tag | Abfahrt | 08:23 | Distanz | 146,00km | Hm ↑ | 1683m |
53te Etappe | Ankunft | 17:46 | Insgesamt | 5659,07km | Hm ↓ | 1491m |
Am Vorabend hatte es sich schon zugezogen, es war aber trocken geblieben. Am Morgen war es nun ganz bedeckt. Während des Frühstücks (Wolfgang leiste mit netterweise Gesellschaft) begann es draußen schon leicht zu regnen.
Wolfgang wollte meine geplante Route für den Tag sehen. Er gab mir den Hinweis, dass meine geplante Abkürzung zwischen Murrhart und Aalen keine so gute Idee sei wegen vieler Steigungen und ich besser den Flüssen Rot und Kocher folgen sollte. Das sei zwar länger, aber weniger anstrengend - und außerdem landschaftlich sehr ansprechend. Dem Rat eines Einheimischen wollte ich gerne folgen und erstellte mir eine neue Route, die ich auch gleich auf den Garmin hochlud.
Kurz vor 8:30 kam ich los. Ich bedankte mich vielmals für die gewährte Gastfreundschaft. Bei Wolfgang und Bettina habe ich mich wirklich wohl gefühlt.
Es regnete leicht, aber ich brauchte noch keine Regenjacke. Zum Glück, denn es begann sofort die erste Kletterpassage. Ich folgte dem ausgeschilderten Radweg nach Löwenstein. In Löwenstein verlor ich den Radweg aber schon wieder, weshalb ich auf der B39 weiter fuhr. Das war am Sonntag Morgen um 9:00 auch überhaupt kein Problem. Außerdem verließ ich nach gut einem Kilometer bereits wieder die Bundesstraße und fuhr das Lautertal hinab (eines von vielen in Deutschland). Dieses Tal war ausgesprochen idyllisch - viel Wald, recht eng. Deshalb verläuft hier auch die Idyllische Straße. Irgendwann auf diesem Abschnitt nahm der Regen so zu, dass ich die Regenjacke anziehen musste. Ich sollte sie die meiste Zeit des Tages nicht mehr ausziehen.
Die Lauter mündete hinter Sulzbach in die Murr, der ich auf dem entsprechend benannten Radweg flussabwärts folgte. Auch hier war es recht hübsch, auch hier verläuft die Idyllische Straße. Der Radweg war leidlich gut ausgeschildert. Wie immer auf solchen Wegen war er aber mit einigen Umwegen und zusätzlichen Kilometern verbunden. Immerhin führte er mich über den hübschen Marktplatz von Murrhardt.
Hinter Murrhardt (in Hausen) wurde es verwirrend. Es war ein Weg nach Fornsbach ausgeschildert, durchaus mein nächstes Zwischenziel. Aber dazu wollte man mir einen supersteilen Anstieg auf einem matschigen Waldweg zumuten. Ich weiß bis heute nicht, ob das wirklich der offizielle Murrtal-Radweg gewesen wäre. Auf jeden Fall hatte ich darauf überhaupt keine Bock und fuhr ab dort auf dem Radweg, der die L1066 begleitet. Bei dem regnerischen Wetter sicher die bessere Wahl.
Ich überwand einen Sattel hinüber ins Tal der Rot mit gerade noch gut fahrbarer Steigung. Zumeist kam der erste Gang zum Einsatz. Ich schwitzte unerträglich unter der Regenjacke. Das Tal der Rot war auch sehr schön - immer noch Idyllische Straße.
In vielen Schleifen windet sich die Rot durch die Berglandschaft. Sehr schön. Bei Sonnenschein sicher noch schöner. Bei Unterrot stieß ich auf den Kocher-Jagst-Radweg. Ab hier fuhr ich also das Kochertal hinauf. (Immer noch Idyllische Straße.) Der Radweg verlief anfangs meist auf Wirtschaftswegen nahe der Kocher, später dann hauptsächlich auf fahrbahnbegleitenden Radwegen entlang der B19.
Bei Abtsgemünd (es war schon 12:40) kehrte ich (nein, nicht beim Lidl, sondern) beim Aldi ein. Auch dort gibt’s große Fruchtjoghurts. Außerdem kaufte ich Milch und Joghurt für das kommende Frühstück und Semmeln und Käse für die Mittags-Brotzeiten ein. In dem Aldi war es recht kalt, weshalb ich dort in meinen nassen Klamotten schnell zu Frösteln anfing. Draußen waren die Temperaturen zwar angenehmer, aber der große Joghurt trug nicht zu meiner Aufwärmung bei. Mit etwas steifen Gliedern ging’s etwa 13:25 weiter.
Mir blieb gerade noch genug Zeit mich ein bisschen warm zu fahren, da begann es wie aus Eimern zu gießen. Die Straßen wurden zu Bächen. Es war unmöglich nicht im Wasser zu fahren. Ich spürte, wie mir das kalte Wasser am Rücken runter floß. Stumpf folgte ich der Radweg-Beschilderung, die zum Glück in diesem Bereich unproblematisch war.
Bei den ersten Vororten von Aalen ließ der Regen zum Glück wieder nach. Gleichzeitig wurde aber der Verkehr dichter. Im Stadtgebiet von Aalen verlor ich den Radweg wieder. Mehr nach Gefühl versuchte ich mich durch die Innenstadt zu kämpfen. Da es zu diesem Zeitpunkt nur noch wenig regnete, hätte ich auch gerne das eine oder andere Foto geschossen. Aber so recht gefallen wollte mir keine Ansicht, die sich mir bot. Auf stark befahrenen Straßen fuhr ich aus Aalen hinaus, bis ich auf die Zufahrt auf die B19 stieß, die hier bereits eine Kraftfahrstraße ist. Für mich also ausgeschlossen. Die letzte Ausweichmöglichkeit war eine Straße in ein Industriegebiet. Überraschenderweise fand ich dort den Kocher-Jagst-Radweg wieder. Ich fuhr weiter bis Unterkochen, wo ich das Kocher-Tal verließ.
Es folgte ein langer, steiler Anstieg. Die Straße war recht stark befahren, war sie doch eine der Verbindungen zwischen Aalen und der A7. (Dieses Detail war mir entgangen. Anderenfalls hätte ich die Route hier bestimmt anders geplant.) Die Straße war auch relativ schmal, weshalb ich gerade in den Rechtskurven (der Hang war zu meiner Rechten) ein mulmiges Gefühl hatte, ob mich die Fahrer hinter mir mich noch rechtzeitig sehen würden. Immerhin konnte ich diesen Anstieg ohne Regenjacke fahren.
Was mir zu diesem Zeitpunkt nicht bewusst war: Das war der Anstieg zur Schwäbischen Alb (deren Nordrand bekanntlich steil abfällt). Der Wegweiser auf den Albsteig HW1 am Beginn der Steigung hätte mir den Hinweis liefern können.
Jetzt ging es eher abwärts bis an die Donau. Leider nicht kontinuierlich abwärts. Einige Steigungen waren noch zu bewältigen. Kurz vor Katzenstein führte mich meine Route unnötigerweise noch über einen Hügel mit steilem Anstieg, den ich auch locker hätte umfahren können. (Das fiel mir aber erst im Nachhinein auf.) Immerhin fand ich oben eine Kapelle mit Dachüberstand und Bank, die mir bei dem Regen eine gute Möglichkeit für eine zweite Brotzeit bot. Wie ich da so saß und meine Semmeln und den letzten Gouda aß, bemerkte ich, dass sich über mir unter dem Dachüberstand ein Hornissennest befand. Ich beobachtete die Hornissen eine Weile, wie sie ein- und ausflogen und an ihrem Nest bauten. Ich resümierte, dass von ihnen keine Gefahr ausging und setzte meine Brotzeit fort. Wenn allerdings so ein Brummer mir um die Ohren flog, bekam ich doch ein mulmiges Gefühl. Nach der Brotzeit fuhr ich weiter und stieß kurz darauf auf die Burg Katzenstein.
Von da waren es noch ca. 25km bis zu meinem Tagesziel, dem Grenzwirt in Erlingshofen. Beim Check-In beim Grenzwirt stellte sich heraus, dass ich bei der Zimmerreservierung den Grenzwirt mit dem Fischwirt in Brachstadt 2km vorher verwechselt hatte. Ich hatte genug vom Radfahren heute. Zurück fahren kam sowieso überhaupt nicht in Frage. Ich blieb also beim Grenzwirt. Die Unterkunft war ein Schlafzimmer in einer riesigen Ferienwohnung (5 Schlafzimmer, luxuriöse Küche, großzügiger Wohnbereich, das alles über 3 Etagen) zu einem sagenhaft günstigen Preis. Das Abendessen in der Gaststube war hingegen war eher so Convenience-Food. Aber es hat gereicht.
Ich versuchte am Abend die zwei im Blog noch fehlenden Etappen der Reise einzugeben, aber nach dem ersten Eintrag für den 20. Juli war ich einfach zu müde.