31ter Tag | Abfahrt | 07:52 | Distanz | 18,52km | Hm ↑ | 300m |
22te Etappe | Ankunft | 15:28 | Insgesamt | 2382,65km | Hm ↓ | 191m |
Schon um 5:30 schrien mich die Möwen aus dem Schlaf - trotz Ohrstöpsel. Ich war halt in Roscoff, einem Küstendorf. Bis 6 Uhr blieb ich noch im Bett liegen, dann stand ich auf. Die Möwen hörten nicht auf und ich wollte auch nicht verschlafen und am Ende meine Fähre verpassen. So konnte ich recht gemütlich mein Frühstück zubereiten und verspeisen, dann alles einpacken und mein Fahrrad beladen. Gegen 7:30 war ich fertig und wollte mein Zimmer bezahlen. Niemand da. Das Restaurant im Erdgeschoß, in dem man mich am Vortag empfangen hatte, war abgeschlossen. Also hing ich wie irgend welche anderen Gäste vor mir den Schlüssel an die Türklinke des Restaurant und machte mich auf den Weg. (Später habe ich dem Besitzer noch eine Email geschrieben, dass er mir doch eine Rechnung und seine Bankverbindung schicken soll.)
Zum Fährterminal war es nicht weit. Kurz nach 8 Uhr kam ich dort an. Wie immer bedeutete das hauptsächlich warten. Es waren so viele Radler auf der Fähre, wie ich es noch nie erlebt habe. 24 Räder habe ich zum Schluss gezählt.
Die Überfahrt verlief völlig problem- und ereignislos. Ich hatte extra einen Lounge-Sessel reserviert. Ich hatte den Tag der Überfahrt auch ein bisschen als Pausentag nutzen wollen. Das hätte ich mir sparen können. Die Lounge war frei zugänglich, niemand kontrollierte die Anwesenden. Ich hätte vielleicht besser eine Kabine für 21£ dazu buchen sollen. So richtig zur Ruhe kam ich in der Lounge nicht. Irgend jemand hat immer irgend wie gestört - sei es durch Reden, Rascheln, Schnarchen, Husten, etc. Es gelang mir immerhin ein bisschen zu dösen. Ansonsten war die Fährfahrt wie immer todeslangweilig. Um 12:30 (britische Zeit) gönnte ich mir noch ein ausgiebiges Mittagessen im Schnellrestaurant. Kurz danach fuhren wir schon in den Hafen von Plymouth ein. England begrüßte mich ganz klischeehaft mit grauem Nieselwetter.
Ich hatte am Vortag mit einer gewissen Steffanie über warmshowers vereinbart, dass ich bei ihr übernachten könnte. Sie war recht entspannt bzgl. des Zeitpunkts meines Eintreffens. Das eröffnete mir die Möglichkeit, noch ein bisschen die Innenstadt von Plymouth anzusehen. Plymouth scheint eine recht beliebte und belebte Stadt zu sein. Selbst an diesem etwas ungemütlichen Sonntag war die Innenstadt und die Läden gut besucht. Zuerst fuhr ich zu The Hoe, einer Parkanlage direkt am Meer mit allen möglichen Denkmälern und diesem hübschen Leuchtturm.
Im Hintergrund sieht man die Kuppel des Art-Deko-Lido. Schade, das ich davon erst später gelesen habe. Den hätte ich auch gern noch abgelichtet. Ein Teil der Innenstadt wurde offensichtlich im 2. Weltkrieg platt gemacht und dann in den 50ern wieder aufgebaut. Das sieht dann so aus.
Etwas süd-östlich liegt das alte Hafenviertel Barbican. Offensichtlich Plymouth’s Touri-Meile und Ausgeh-Viertel.
Dort steht auch die Brennerei von Plymouth Gin.
Sowohl Brennerei, als auch deren Produkt sind wohl unter Kennern bekannt. Mir jedoch nicht.
Nach etwa einer Stunde hatte ich genug und machte mich auf zu Steffanie. Mein Gott ist das bergig in und um Plymouth. Wenn das morgen so weiter geht…
Auf dem Weg kam ich an dieser ganz typisch britischen Straße vorbei.
Der 2te Teil der Strecke zu Steffanie stellte sich dann als kolossaler Versager von OSMAND heraus. Eine bestimmte Straße stellte sich als nicht-existent heraus. Ein Fußgängerweg endete in einer (für mich) unüberwindlichen Treppe. Hier hat mir ausnahmsweise die Routing-Funktion meines Garmin weiter geholfen. Trotzdem war es zum Schluss recht kniffelig, die Hautpstraßen zu überwinden, die zwischen mir und Steffanie lagen. Und ganz zum Schluss hatte ich dann noch die Wegbeschreibung von Steffanie missinterpretiert. Ich klingelte an dem meiner Meinung nach richtigen Haus, es öffnete mir ein Mann und als ich nach Steffanie Mills fragte, sah ich nur in sein verständnisloses Gesicht.
Letztlich hat sich dann aber auch dieses Missverständnis aufgeklärt. Steffanie hatte mich an ihrem Haus vorbei fahren sehen und kam mir winkend hinterher.
Sie ist ausgesprochen freundlich und hilfsbereit. Sie hat mir sogar meine Wäsche gewaschen und getrocknet. Letzteres war für mich die letzten Wochen ein unüberwindliches logistisches Problem. Natürlich hätte ich meine Hosen und T-Shirts mit der Hand waschen können. Aber nie und nimmer wären die Sachen bis zum nächsten Morgen trocken gewesen. Und feucht einpacken geht gar nicht. Am Ende ist alles in den wasserdichten Packsäcken feucht und gammelig. Die letzte Chance in Granville, wo ich zwei Tage verbracht hatte, hatte ich verstreichen lassen. Somit hatte ich seit Pierrefonds keine Gelegenheit meine Sachen zu waschen. (Von den Fahrradklamotten abgesehen, die ich auch im feuchten Zustand einfach am nächsten Morgen angezogen habe.)
Morgen geht es weiter zu einer gewissen Sally in Knowle in der Nähe von Braunton ziemlich genau nördlich von Plymouth. 115km sagt OSMAND, ziemlich bergig sagt Markus.