16ter Tag | Abfahrt | 09:22 | Distanz | 112,68km | Hm ↑ | 733m |
Ankunft | 16:40 | Insgesamt | 1092,51km | Hm ↓ | 737m |
Hartmut hat seine Pläne geändert, so dass ich die geplante Radltour alleine fahren musste. Am Ende gab es eine Riesen-Überraschung.
Es war nahezu ideales Radl-Wetter angesagt. Heiter bis wolkig, wenig Wind, Höchsttemperatur 22°, kein Niederschlag. Leider verkündete Hartmut beim Frühstück, dass er ganz beschissen geschlafen hätte und sich auch nicht so gut fühle. Er hätte Bedenken in diesem Zustand nach der Radltour mit mir noch die lange Heimfahrt anzutreten. Das konnte ich gut nachvollziehen. Was von der gemeinsamen Radltour übrig blieb war ein ganz kurzes Stück von vielleicht einem Kilometer, auf der Hartmut nur austesten wollte, ob das mit dem Hightec-Klapprad und dem Gepäck dran so klappt, wie er sich das vorgestellt hatte. Meiner Meinung nach muss bei der Befestigung der Lowrider vorne noch nachgebessert werden. Außerdem erschien mir der Gepäckträger hinten zu wenig steif, so dass die ganze Konstruktion immer ein wenig hin und her pendelte. Ganz generell habe ich Bedenken, dass man mit so kleinen Rädern ernsthaft ausgewachsene Etappen mit Gepäck fahren kann.
Wir verabschiedeten uns und ich fuhr weiter. Mein Plan war dem Maas-Kanal nach Norden zu folgen, soweit der Radweg daran entlang führt. Dann wollte ich dem Maas-Tal auf Straßen noch ein Stück weiter folgen, bis sich ein Zufluss-Tal zur Linken anböte, das ich (ohne größere Steigungen) hinauffahren könnte. Am Ende dieses Tals wollte ich dann wieder zurück nach Verdun - möglichst ohne große Steigungen.
Gesagt, getan. Der Radweg entlang des Maas-Kanals führt bis Samogneux - kaum weiter als ich ihn zwei Tage zuvor gefahren war. Von da an fuhr ich links der Maas (also die rechtsseitige stark befahrene D964 meidend) weiter das Maas-Tal hinab bis Cléry-le-Petit. Leider verlief die Straße entlang der Hänge des Maas-Tals, so dass es hier z.T. schon saftige Steigungen gab. Ab Cléry-le-Petit folgte ich den Tal des kleines Baches Andon. Bis kurz hinter Romagne-sous-Montfaucon erfüllte sich die Hoffnung so leidlich, dass die Straße sanft und gleichmäßig dem Bach folgend ansteigen würde. In Aincreville machte ich Rast auf so einer Picknick-Tisch-Bank-Kombination, die auch im Schatten stand.
Hinter Romagne-sous-Montfaulcon verließ die Straße das Tal des Andon und es ging jetzt ernsthaft bergauf und bergab. Die Straße war hier ohne Rücksicht auf Geländeformen schnurgerade durch die Landschaft gelegt worden. In Charpentry bat ich eine Familie, die im Garten grillten um etwas Wasser. Zu meiner Verwunderung wünschte mir die Mutter Bonne chance. Gleich nach der Weiterfahrt wusste ich, was sie gemeint hatte. Es ging richtig knackig bergauf. Vor Varennes ging es dementsprechend wieder steil nach unten und hinter dem Ort folgte ein etwa 14km Anstieg. Dreimal wurde es dabei richtig steil.
Ich muss dazu sagen, dass ich mit einem Leih-MTB unterwegs war. Das war zwar nicht so übel, passte aber nicht optimal. Zu diesem Zeitpunkt taten mir schon der Hintern, die Hände und der Nacken weh.
Ab Romagne-sous-Montfaulcon waren immer wieder Soldatenfriedhöfe und Kriegsschauplätze ausgeschildert. Die reihen sich in der Gegend aneinander wie die Perlen auf der Schnur. Ich ließ sie alle links liegen. Einzig beim Butt de Vauquois hatte ich überlegt, ob ich mir diesen Ort des Schreckens ansehen sollte, weil auf dieser Anhöhe auch mit Minen gekämpft wurde. Aber da hatte ich schon 70km auf dem Buckel und alles tat mir weh. Noch einen Anstieg wollte ich mir freiwillig nicht mehr antun.
Kurz vor Esnes erreichte ich endlich das Ende des langen Anstiegs. Von hier ging es tendenziell wieder nach unten bis zur Maas. Der eine oder andere kleine Anstieg war aber doch noch drin. Irgendwann war ich auch tatsächlich unten am Maas-Kanal. Auf dem parallelen Radweg fuhr ich die letzten 15km zurück nach Verdun. Insgesamt war diese Tour zu lang und zu bergig.
In Verdun angekommen besuchte ich wieder den Lidl wegen dem leckeren Nußbrot und dem ebenso leckeren Compté. Danach fuhr ich zum Fahrradgeschäft. Ich wollte mal ansprechen, ob es nicht eine Möglichkeit gäbe das Rad bereits am Montag fertig zu machen, wenn das Ersatzteil (wie von mir erwartet) am Montag geliefert würde. Ich wollte Herrn Varois 100€ bieten, wenn er für mich am Ruhetag trotzdem in die Werkstatt geht.
Aber das war alles nicht nötig. Als ich den Laden betrat strahlte mich Herr Varois an und meinte mein Fahrrad sei in wenigen Minuten fertig. Das Ersatzteil sei heute kurz vor 12:00 Uhr geliefert worden. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war überglücklich. Ich wartete aber nicht auf mein Fahrrad, sondern beeilte mich das Leih-Fahrrad wieder zurückzubringen. Dort versuchte ich einen Rabatt auszuhandeln, weil ich das Rad 3 Tage ausgeliehen hatte. Von dem einsetzenden Redeschwall des Angestellten verstand ich nur so viel, dass es keinen Rabatt gibt.
Zu Fuß ging es zurück zum Fahrradladen Naturet, wo ich glücklich mein geliebtes Reiserad in Empfang nahm. 268€ kostete mich die Angelegenheit. Aber ich denke die 4 Arbeitsstunden, die alleine 240€ ausmachten waren angemessen, wenn man berücksichtigt, dass Herr Varois zuerst versucht hatte mit einem dünnen Stahlseil aus dem Anglerbedarf eine Lösung zu improvisieren. Wenn das funktioniert hätte, hätte mir das 3 Tage in Verdun gespart.
Das heißt also, dass es am Sonntag (morgen) endlich weiter geht. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich Reims nochmal einen Besuch abstatten soll.