12ter Tag | Abfahrt | 08:57 | Distanz | 8,46km | Hm ↑ | 35m |
Ankunft | 10:00 | Insgesamt | 892,19km | Hm ↓ | 31m |
An der Überschrift und an der Kilometerzahl sieht man schon, dass es heute nicht nach Plan gelaufen ist.
Ich hatte heute morgen gerade die Stadtgrenze von Verdun erreicht, als beim Anfahren an einer Ampel die Rohloff-Nabenschaltung Probleme machte. Es ließen sich nur noch die Gänge 7 und 8 einlegen. Schnell war mir klar, dass hier ein ernstes Problem vorliegt, das einen Fachmann erfordert.
Also zurück zur Tourist-Info und nach einem Fahrradschrauber gefragt. Die Dame hinterm Tresen konnte auch sofort einen benennen und mir auf dem Stadtplan zeigen. Also bin ich hin. Um exakt 10 Uhr war ich dort. Sie machten gerade ihren Laden auf. Immerhin kippte der Typ beim Anblick der Technik nicht nach hinten wie die Schrauber in Wellington damals 2004 ("… a Rohloff drive?") Er nahm die Sache auf und versprach sich bis spätestens 19:00 (Ladenschluss) wieder zu melden. Zur Sicherheit rief er mich sogar auf dem Handy an, um zu sehen, ob die Nummer auch stimmte. So musste ich also mein geliebtes Villiger Reiserad in deren Hände geben.
Und ich stand da mit insgesamt 8 Gepäckstücken. Ich rief im Hotel Saint Paul an und teilte denen mit, dass ich noch eine (evtl. sogar noch 2) Nächte bei denen übernachten wollte - was zum Glück kein Problem war. Die Leute von Fahrradladen riefen mir ein Taxi, das dann nach 18 statt der versprochenen 10 Minuten kam. Aber ich will mich nicht beschweren. Der Taxifahrer war hilfsbereit und nett. Als er erfuhr was ich vorhabe, in welcher Situation ich mich befinde und aus Sympathie zu Müchen, wo er mit Anfang 20 eine tolle Zeit erlebt hatte, hat er mir sogar einen Sondertarif gemacht.
Im Hotel konnte ich nahezu sofort wieder das gleiche Zimmer beziehen, das ich bereits zwei Nächte belegt hatte. Ich hatte befürchtet, dass ich noch geraume Zeit in der Lobby rumsitzen müsste. So konnte ich mich also duschen und umziehen. Weil ich nichts besseres zu tun hatte brach ich nochmal zu einem etwas ausgedehnteren Stadtrundgang auf. Ich musste leider wieder feststellen, dass Verdun selbst nicht viel zu bieten. das Stadtmuseum hatte ausgerechnet am Dienstag geschlossen. Der Bischofspalast von hinten war ganz nett.
Im Park dieses Anwesens steht ein Stück der Berliner Mauer, das die Stadt Verdun von der Stadt Berlin geschenkt bekommen hat.
In den diversen Parks und Grünanlagen, die auf meinem Stadtrundgang lagen ließen sich die Schäden des gestrigen Gewitters bestaunen. Ich stellte außerdem fest, dass die Zitadelle von Verdun riesengroß ist, aber nicht genutzt wird und innen verfällt. Zugang verboten. Dass eine Stadt so eine Riesen-Brache direkt neben ihrem Stadtkern zulässt…
Irgendwann am frühen Nachmittag trieb mich der aufkommende Regen zurück ins Hotel. Ich hatte Pernille schon über meine Situation informiert und sie vorgewarnt, dass ich sie vielleicht als Übersetzerin brauche. So kam es dann auch. Der Typ von der Fahrradwerkstatt rief an, aber ich verstand nicht, was er wollte. Ich sagte ihm, dass meine Frau französisch spräche und dass ich mich gleich wieder melde. Also rief ich Pernille an und es gelang mir eine Dreier-Konferenz mit der Fahrradwerkstatt aufzubauen. So erfuhr ich, dass die Leute dort zwar die Ursache des Problem feststellen konnten, aber bei der Reparatur auf das Problem stießen, dass sie das Hinterrad nicht ausbauen konnten. Nach einigem Hin- und Her verstand ich endlich, was das Problem war: Sie scheiterten an der Pit-Lock-Diebstahlsicherung. Ich Idiot hatte am Morgen überhaupt nicht an dieses Detail gedacht und vergessen, ihnen auch die Spezial-Nuss zu geben, die man dafür braucht.
Also bin ich zu Fuß so schnell wie möglich zu der Werkstatt. 20 Minuten brauchte ich dazu. Bei der schwülen Hitze kam ich ordentlich ins Schwitzen. Mit der Spezial-Nuss ließ sich das Hinterrad dann ausbauen. Der Mechaniker versprach sein Bestes zu tun und mich bis spätestens 19:00 zurück zu rufen.
Das tat er dann auch und teilte mir mit, dass das Rad erst an nächsten Vormittag fertig wird. Ich hatte schon über diese Option nachgedacht. Ich könnte versuchen, auf das Fahrrad zu warten und dann noch so weit wie möglich zu fahren. Aber es bestand das Problem mit den 8 Gepäckstücken. Außerdem: was heißt Vormittag? Stundenlang in der Lobby im Hotel (oder sonst wo) rumsitzen. Ich habe mich also dafür entschieden, noch eine 4te Nacht im Hotel Saint Paul zu verbringen und somit am Donnerstag geordnet und zeitig aufzubrechen. Was ich am Donnerstag mache, werde ich morgen entscheiden. Ich habe alle Zeit der Welt dazu. Ich erwäge die Option Bullenstoß, also in einem Ruck die 135km bis Reims zu fahren.
Und weil ich auch heute viel Zeit hatte, habe ich das Reise-Blog überarbeitet. Die eine Seite wurde einfach zu lang und ließ sich nur noch zäh bearbeiten. Die Ladezeit war zu lang und der interessante Teil war immer am Ende, das zuletzt vollständig zur Verfügung stand. Ich habe also die Reihenfolge der Einträge umgekehrt, die neuesten stehen jetzt ganz oben. Außerdem habe ich das Blog wochenweise in separate Seiten aufgespalten. Den Eintrag Der Plan habe ich ebenfalls auf eine eigene Seite ausgelagert.