48ter Tag | Abfahrt | 07:54 | Distanz | 65,48km | Hm ↑ | ???m |
37te Etappe | Ankunft | 18:29 | Insgesamt | 3837,05km | Hm ↓ | ???m |
Die letzte Etappe in Nordirland. Ich hätte direkt nach Ballycastle fahren können, wo die Fähre nach Campbeltown (Schottland, Halbinsel Kityre) abfährt. Aber das wäre nur gut 40km gewesen. Die Fähre würde erst um 16:30 abfahren. Ich entschloss mich also nochmal eines der Glens von Antrim zu besuchen und wieder ein Stück an der Nordküste entlang zu fahren. Diesmal aber mit der Torr Road, auf die ich am Freitag 2018-06-29 aus Konditionsgründen verzichtet hatte.
Um 7:55 ging’s los. Ich bewegte mich auf kleinen Nebenstraßen Richtung NW bis ich auf die A43 stieß. Unterwegs kam ich mitten im Nirgendwo an einer Gruppe Iren vorbei (wie sich herausstellte Mann, seine Frau und sein Vater) die mir freudig zuwinkten und irgendwas sagten. Ich hielt an und wir kamen sofort ins Gespräch. Wo ich herkäme, wie lange ich schon unterwegs sei, wo ich schon geradelt wäre, was ich noch vorhätte (an diesem Tag und insgesamt). Der Vater (sicher schon in den 70ern) hat auch was beigetragen, aber in einem Irisch, das ich mir nur bruchstückhaft zusammen reimen konnte. Auf jeden Fall erfuhr ich, dass sein Sohn auch so ein Verrückter ist, der jeden Tag mit Fahrrad fährt - allerdings mit dem Rennrad. Wie ich schon sagte: kontaktfreudig sind sie die Iren.
Die Strecke stieg konstant, aber nicht unangenehm steil an, bis ich etwa 8km vor der Küste den höchsten Punkt erreicht hatte.
Wieder ein Area of outstanding natural Beauty. Jetzt kam ich ins Glenariff, angeblich die Queen of the Glens. Auf jeden Fall beeindruckend.
Auf halber Strecke durch das Tal machte ich noch Station im Glenariff Forest Park mit seinen schönen Wasserfällen. Das Licht stand fast optimal. Hier der Ess-na-Larach Wasserfall.
Ich fuhr das Glenariff bis zu seinem Ende in Waterfoot und dann ein Stück der Küstenstraße entlang bis nach Cushendun. Ich war fest entschlossen diesmal die anspruchsvolle Torr Road zu meistern. Ich freute mich auf Torr Head mit seiner sagenhaften Aussicht und den Ruinen, die da oben stehen.
Aber leider stand genau an der Abzweigung auf die Torr Road ein Baufahrzeug, davor ein Schild Road closed. Ich redete mit dem Typen, der in dem Fahrzeug saß. Eigentlich wollte ich nur wissen, ob ich als Fahrradfahrer da trotzdem durchkomme. Der Typ war (glaube ich) nicht ganz helle und erzählte mir ausführlich, was sie da oben machen. Neuer Asphaltbelag. In Großbritanien bedeutet das, dick Bitumen auf den alten Belag und dann grober Sand (oder kleine Kiesel) drauf, auf dass sie sich in den Bitumen eindrücken. Das ganze ist eine ziemlich klebrige Angelegenheit. Ich entschloss mich da besser nicht zu fahren. Also wieder keine Torr Road.
Somit kam ich bereits um 12:30 in Ballycastle an. Zuerst hatte ich den Plan mich an den Strand zu setzen und dort mein Mittagessen zu mir zu nehmen.
Aber der Strand war mit dem Fahrrad praktisch nicht zu erreichen (und außerdem wollte ich doch nicht die ganze Zeit in der prallen Sonne sitzen). Bereits bei dem Versuch den Strand zu erreichen (bei dem obiges Photo entstand) musste ich das Fahrrad durch derart hohes Gras schieben, dass irgendwie die Kette vom Ritzel sprang. Das war eine dreckige Angelegenheit, die wieder drauf zu kriegen.
Letztlich nahm ich mein Mittagessen in einer kleinen Grünanlage bei der Marina zu mir. Mir war es gelungen dort einen Platz auf einer der raren Bänke im Schatten zu ergattern. Ruhig war es dort überhaupt nicht. Ballycastle ist eine von Tourismus geprägte Stadt. Hinz und Kunz waren in Hafennähe unterwegs.
Irgendwie gelang es mir, die 4 Stunden bis zur Abfahrt der Fähre totzuschlagen. Der Ort der Abfahrt der Fähre blieb mir die meiste Zeit ein Geheimnis, obwohl ich intensiv danach suchte und auch in der Tourist-Info danach gefragt hatte. Ich hatte irgend ein Schild erwartet. Aber da war nichts. Erst eine halbe Stunde vor Abfahrt erschienen noch drei weitere Radreisende, die offensichtlich besser Bescheid wussten als ich und sich entspannt vor einer versperrten Gittertür zur Marina niederließen.
Die Fähre kam dann auch kurz vor 16:30. Alles ein paar Nummern kleiner, als mit der letzten Fähre. Aussteigen der alten und Einsteigen der neuen Fahrgäste war eine Sache von 10 Minuten. Die Packtaschen mussten wir abnehmen, sie wurden lieblos in einen Stauraum im Bug der Fähre geworfen. Die Fahrräder selbst wurden auf einem kleinen Deck im Heckbereich hinter der Passagierkabine befestigt. Jawohl: Kabine. Bei der Fähre handelte es sich nämlich um ein Speed-Boot. Damit wir nicht alle nass werden von der Gischt mussten wir in der Kabine sitzen. (Meine Bedenken wegen der Fahrräder waren erstaunlicherweise unbegründet. Die blieben trocken.)
Kurz nach Abfahrt kamen wir an den Klippen von Ballycastle vorbei. Recht beeindruckend.
Die Überfahrt war überraschend ruppig, obwohl auf dem Festland nur ein mäßiger Wind geweht hatte. Erst kurz vor Campbeltown beruhigte sich das Meer etwas. Etwa gegen 18:15 waren wir in dort. Ein kleiner, hübscher Hafenort.
Noch als ich auf dem Pier mein Gepäck wieder am Fahrrad befestigte kam ein Typ vorbei und fragte, ob ich fangfrische Krabben kaufen möchte. Ich hatte leider keine Verwendung dafür. Die Unterkunft (bei der ich bereits ein Zimmer reserviert hatte) war schnell gefunden. Nach Duschen und Klamottenauswaschen ging’s wieder zum Inder. Eigentlich wollte ich Seafood essen, hatte mich aber im letzten Moment doch umentschieden. Der Inder war solala. Vielleicht hätte ich doch besser Seafood essen sollen.